UKSH FORUM Januar 2025
NACHRICHTEN
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Führung bei europaweiter Studie zu Herzrhythmusstörungen
Bundesforschungsministerium fördert Verbundprojekt zur intraoperativen Analyse von Tumorgewebe
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und das UKSH, Campus Kiel, haben die Leitung des STOP STORM-Konsortiums übernommen. Diese europaweite Initiative wird von der EU im Rahmen des Horizon 2020 Programms gefördert und untersucht die innovative Anwendung der stereotaktischen Strahlentherapie zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. PD Dr. Oliver Blanck aus der Klinik für Strahlentherapie am Campus Kiel koordiniert das Projekt. Seit Ende 2022 untersucht das Konsortium im Rahmen einer europaweiten Registerstudie die stereotaktische Strahlentherapie als neue Behandlungsoption für Pati entinnen und Patienten mit austherapierten Herzrhyth musstörungen (engl. STAR = Stereotactic Arrhythmia Radioablation). Über 30 Partnerorganisationen in mehr als zehn europäischen Ländern liefern hierfür Behand lungsdaten. Bislang wurden 170 der geplanten 300 Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörun gen in den Herzkammern, sogenannten ventrikulären Tachykardien, in das Register aufgenommen. Anhand dieser Daten sollen Indikation, Sicherheit und Wirk samkeit der STAR-Behandlung überprüft werden. Die deutschen STOPSTORM-Zentren befinden sich in Kiel, Lübeck, Berlin, Hannover, Mannheim, Leipzig, Dresden, Chemnitz und München. PD Dr. Oliver Blanck aus der Klinik für Strahlentherapie am Campus Kiel und an der Medizinischen Fakultät der CAU hat die Leitung des europaweiten Forschungspro jekts übernommen. Zuvor wurde das Projekt von der Universitätsklinik Utrecht in den Niederlanden geleitet, doch aufgrund einer neuen beruflichen Herausforderung des bisherigen Koordinators, Prof. Dr. Joost Verhoeff, war eine Neubesetzung erforderlich. PD Dr. Blanck wurde in Anerkennung seiner Leistungen als nationaler Koor dinator des STOPSTORM-Konsortiums in Deutschland und als Leiter des Arbeitspakets „Qualitätssicherung“ für diese Rolle ausgewählt. „Ich freue mich über das Vertrauen des Konsortiums und hoffe, neue Impulse zur engeren Zusammenarbeit zweier bislang getrennter medizinischer Disziplinen – Strahlentherapie und Kardiologie – zur gemeinsamen Behandlung von austherapierten Herzrhythmusstö rungen setzen zu können,“ erklärt Dr. Blanck. „Prof. Dr.
Forschende des UKSH, Campus Lübeck, der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) wollen intraoperativ gewonnenes, fragmentiertes Tumorgewebe mittels Aspirathistolo gie analysieren. Das Projekt ASPIRAT unter Federfüh rung der Klinik für Neurochirurgie des UKSH, Campus Lübeck, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre mit insgesamt 3,3 Millionen Euro gefördert. Die Förderung ist Teil des Programms „Gesundheitsforschung Deutschland, Fachprogramm Medizintechnik“. Ziel des Projekts ist es, die Entfernung von Tumorgewebe zu optimieren und schneller zu einer Diagnose zu gelangen. Zur Entfernung von Tumoren am zentralen Nerven system wird bei rund 40 Prozent der Operationen ein Ultraschallaspirator verwendet. Dieser zertrümmert das Gewebe und saugt die entstandenen Gewebefrag mente unter Zugabe einer Spüllösung kontinuierlich ab. Die Tumorgewebefragmente fallen als „Abfallpro dukt“ (Aspirat) an. Dieses Aspirat soll noch während der Operation mit Hilfe einer besonders schnellen Form der Multiphotonen-Mikroskopie (Imaging Flow Histo logy), die am Campus Lübeck erforscht wird, untersucht werden. Das SLIDE-Verfahren (Spectro Temporal Laser Imaging by Diffractive Excitation) birgt das Potenzial, die Fülle an Gewebsfragmenten live histologisch aus zuwerten. Dabei wird die Bildanalyse durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz unterstützt. Die Auswertung kann zeigen, ob die Neurochirurgin oder der Neuro chirurg noch im Tumor operiert oder sich bereits in
PD Dr. Oliver Blanck aus der Klinik für Strahlenthe rapie am Campus Kiel des UKSH und an der Medizi nischen Fakultät der CAU hat die Leitung des euro paweiten Forschungspro jekts übernommen.
tumorfreien Arealen befindet. Zudem sollen Aussagen zur Tumorart getroffen werden. Das Verfahren eignet sich auch bei anderen Tumorerkrankungen, bei denen intraoperativ der Ultraschallaspirator eingesetzt wird, zum Beispiel der Leber, der Prostata und der Niere. Bisher ist weder vor noch während der Operation zwei felsfrei herleitbar, um welche Tumorart es sich han delt und wo die Grenzen von gesundem zu krankem Gehirngewebe verlaufen. Eine erste neuropathologi sche Schnellschnittdiagnostik, der derzeitige Standard der intraoperativen Tumordiagnostik, dauert 20 bis 40 Minuten und liefert nur eingeschränkte Informationen zur Tumorart. Die endgültige exakte Diagnose benötigt acht bis zwölf Tage. Beide Verfahren sind aufwendig und kostenintensiv. Zum Projektverbund gehören neben der Klinik für Neu rochirurgie des UKSH das Institut für Biomedizinische Optik der Universität zu Lübeck, das Medizinische La serzentrum Lübeck sowie das Institut für Neuropatho logie und das Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg des UKE. Alle onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck sind Teil des Uni versitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH). Als überregionales Krebszentrum gestaltet das UCCSH gemeinsam mit Kooperationspartnern unter anderem innovative Projekte im Bereich Forschung.
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Verhoeff und sein Team in Utrecht haben hervorragende Arbeit geleistet, dieses Projekt ins Leben zu rufen. Wir müssen nun alle Anstrengung unternehmen, die Daten zusammenzutragen und auszuwerten,“ so Blanck weiter. Prof. Dr. Verhoeff (Leitung Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinik Amsterdam) übernimmt neben Assoc. Prof. Dr. Martin Fast (Klinik für Strahlentherapie, Univer sitätsklinik Utrecht) und Prof. Dr. Etienne Pruvot (Leitung Elektrophysiologie, Klinik für Kardiologie, Universitäts klinik Lausanne) die Vize-Leitung im STOPSTORM-Kon sortium. In Kiel wird das STOPSTORM-Projekt durch das EU-Office der CAU unter der Leitung von Linda Piálek tatkräftig unterstützt.
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