UKSH FORUM Oktober 2024
TITELTHEMA
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Pflegefachpersonen zur wichtigen Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, da beides Teil ihres Arbeitsalltags ist. Die Akademisierung der Pflege hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Pflegepraxis. Pflegefach personen mit pflegewissenschaftlicher Ausbil dung verfügen über klinisches Fachwissen und betreuen Patientinnen und Patienten in spezi ellen Pflegesituationen. Als fiktives Beispiel für eine solche Pflegesi tuation sei eine ältere Patientin genannt, die neben einer Grunderkrankung, die sie ins UKSH geführt hat, zusätzlich an Diabetes mellitus Typ II leidet und aufgrund von Bettlägerigkeit einen Dekubitus, also ein Druckgeschwür, ent wickelt hat. Als weitere Komplikation hat sich
ein Delir eingestellt. Darunter versteht man einen Zustand akuter Verwirrtheit, der unter bestimmten Umständen lebensgefährlich wer den kann. Diese Krankheitsbilder beeinflussen sich gegenseitig, was eine pflegerische Her ausforderung darstellt. „Pflegefachpersonen müssen reflektiv auf derartige Versorgungs herausforderung reagieren und hier können akademisierte Kolleginnen und Kollegen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen argumenta tiv unterstützen, zum Beispiel in interprofes sionellen Besprechungen mit dem ärztlichen Dienst", sagt Susanne Krotsetis. Dazu gehöre die systematische Recherche und Beurteilung der neuesten Studienlage ebenso wie die eigen ständige pflegerische Patientenversorgung auf Basis von spezifischem klinischem Fachwissen. Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner mit
Die Anforderungen an den Pflegeberuf werden zunehmend komplexer.
dem Erwerb des Bachelors besteht im Anschluss die Möglichkeit, noch einen Masterstudiengang anzuhängen. Die Verbindung aus akademischem Wissen und praktischer Erfahrung vermittelt den Pflege fachfrauen und Pflegefachmännern speziali sierte Fähigkeiten, die zur Bewältigung der kom plexer werdenden Aufgaben in der modernen Pflege notwendig sind. „In vielen anderen Ländern-etwa in Schweden, den USA und in Neuseeland–hat die Akademi sierung der Pflege in den letzten Jahrzehnten bereits an Fahrt aufgenommen, um den stei genden Anforderungen in der Pflege gerecht zu werden”, sagt Susanne Krotsetis. Sie ist Pfle gefachfrau für Intensivpflege, Master of Science in Critical Care und arbeitet in der Pflegedirek tion des UKSH als Pflegewissenschaftlerin und
Praxisanleiterin. Gemeinsam mit PD Dr. rer. hum. biol. Peter Nydahl treibt sie die Akademisierung der Pflege am UKSH voran. PD Dr. Nydahl ist Pflegefachmann, Krankenpfleger, Bachelor of Science in Nursing, Master of Science in Nur sing und hat in der Pflegewissenschaft pro moviert und habilitiert. Er arbeitet am Campus Kiel, ebenfalls in der Pflegedirektion. Beide führen interprofessionelle Projekte zur Quali tätsverbesserung und Forschung durch, bera ten, lehren und veröffentlichen. PD Dr. Nydahl erklärt: „Ein wichtiger Aspekt der modernen Pflege ist eine evidenzbasierte Praxis: Durch den akademischen Anteil des dualen Studiums erwerben Pflegefachpersonen die Fähigkeiten, in der spitzenmedizinischen Fachliteratur und in Datenbanken aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu recherchieren, diese fallbezo gen zu interpretieren und in den Pflegealltag zu überführen.” So werden akademisch qualifizierte
INTERVIEW MIT PD Dr. rer. hum. biol. Peter Nydahl
Grafik: © alstanova@gmail.com
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FORUM 2024 / 4
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