UKSH FORUM Oktober 2025

MEDIZIN UND WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Anja M. Boos ist Direktorin der Klinik für Plastische Chirurgie am Campus Lübeck.

Bei einer Entscheidung für eine Brustrekons truktion aus Eigengewebe sprechen die plas tischen Mikrochirurginnen und -chirurgen von einer sogenannten DIEP-Lappenplastik (deep inferior epigastric artery perforator). Sie ent nehmen bei dem Eingriff spezielles Gewebe aus dem Unterbauch: den tiefen inferioren epi gastrischen Perforatorlappen samt allen feinen und feinsten Blutgefäßen. Aus diesem Haut- und Fettgewebe mit Gefä ßen formen sie die neue Brust und schließen sie wieder an den Blutkreislauf an. „Die mik rochirurgische Transplantation erfordert Prä zisionsarbeit und viel Erfahrung. Es soll kein Muskelgewebe zerstört werden und es müssen alle filigranen Gefäßverästelungen mit feinsten Nähten an die Gefäße der Brustwand ange schlossen werden”, führt Prof. Anja Boos aus. Es sei von einer etwa sechsstündigen Operati onsdauer und einem rund siebentägigen Kran kenhausaufenthalt auszugehen. Bei der autologen Gewebetransplantation bleibt die Bauchmuskulatur erhalten und die Bauchdecke wird gestrafft. Sollte aus indivi duellen Gründen keine Gewebeentnahme am Unterbauch infrage kommen, können die Spe zialistinnen und Spezialisten auf Eigengewebe des Oberschenkels oder des Gesäßes auswei chen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn am Bauch bereits Narben durch frühere Opera tionen bestehen oder wenn zu wenig Bauchfett vorhanden ist.

„Da wir bei der DIEP-Lappenplastik mit dem Eigengewebe der Patientinnen arbeiten, bleibt die Brust nach erfolgreicher Rekonstruktion lebenslang erhalten. Implantate aus Silikon müs sen nach einer gewissen Zeit meistens operativ ausgetauscht werden”, erläutert Prof. Anja Boos. Die erfahrene Spezialistin hat stets auch die Lebensqualität ihrer Patientinnen im Blick.„Im Ergebnis stellt die autologe DIEP-Lappenplastik die natürlich geformte Brust wieder her. Dies ist für die körperliche Integrität und das psy chosoziale Wohlbefinden der Frauen, die ihren Brustkrebs erfolgreich bekämpft haben, ein entscheidender Schritt”, betont sie. Nach einigen Monaten Genesungszeit rekons truieren die plastischen Chirurginnen und Chi rurgen in einer zweiten Operation noch eine Brustwarze und einen Warzenvorhof. Sollten sekundäre Korrekturen oder Anpassungen an der rekonstruierten Brust notwendig sein, erfol gen sie ebenfalls bei diesem zweiten Eingriff. Um die Vernetzung zwischen verschiedenen Fachbereichen weiter voranzubringen, ist die Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhe tische Chirurgie am UKSH, Campus Lübeck, unter der Leitung von Prof. Dr. Anja M. Boos seit 2025 offizielle Mitgliedsabteilung des Uni versitären Cancer Centers Schleswig-Holstein.

Text Jessica Ponnath

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FORUM 2025 / 4

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